Geschichte

Die Französische Kirche zu Berlin (Hugenottenkirche) gibt es seit 1672. Etwa 150 französische Protestanten, die vor den Verfolgungen in Frankreich nach Berlin geflohen und mehrheitlich am kurfürstlichen Hof untergekommen waren, schlossen sich mit kurfürstlicher Genehmigung zu einer Gemeinde zusammen. Am 10. Juni feierten sie ihren ersten Gottesdienst in einer Privatwohnung im Marstall. Zugleich übereignete ihnen die Frau des Großen Kurfürsten, Dorothea, das Gelände der Meierei an der Panke (heute hinter der Friedrichstraße 129) zur Errichtung sozialer Einrichtungen für die zunehmende Zahl französischer Flüchtlinge.

Als 1685 mit dem Edikt von Fontainebleau der Protestantismus in Frankreich endgültig verboten wurde, reagierte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm 10 Tage später, am 29. Oktober, darauf mit dem Edikt von Potsdam, das den französischen Protestanten großzügige Aufnahme in Brandenburg zusicherte. Etwa 20.000 Menschen folgten dieser Einladung, ein Drittel davon kam nach Berlin.

Diese wachsende Gemeinde errichtete bald eine Anzahl sozialer Einrichtungen vom Altersheim über die Suppenküche bis zum Waisenhaus und versammelte sich an verschiedenen Orten zum Gottesdienst. Von 1701 bis 1705 errichtete die Gemeinde ihr erstes eigenes Kirchengebäude auf dem Gendarmenmarkt, die Französische Friedrichstadtkirche. 1785 ließ Friedrich II. daneben zur Verschönerung des Stadtbildes den Französischen Dom errichten und stellte ihn der Gemeinde zur freien Nutzung zur Verfügung. Anfang des 18. Jahrhunderts bildete die Gemeinde mit ca. 6.000 Mitgliedern fast ein Drittel der Berliner Bevölkerung. Diese Zahl blieb bis zum Zweiten Weltkrieg ziemlich konstant, der Anteil an der Gesamtbevölkerung verringerte sich mit dem Wachstum Berlins allerdings auf einen Promillewert.

Besonders im 18. Jahrhundert legten französische Flüchtlinge und ihre Nachkommen das Fundament für die Entwicklung Berlins im Handwerk und in der Textil- und Metallindustrie; zeitweilig stellten sie zwei Drittel der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften. 1770 gründete die Gemeinde eine eigene theologische Akademie und 1779 das erste Lehrerseminar in Preußen. Im 19. Jahrhundert verlor die Gemeinde einen großen Teil ihrer besonderen Rechte (z. B. eigene Gerichtsbarkeit und eigene Schulen), ging aber nicht in der „Union“ der reformierten mit der lutherischen Kirche auf. Obwohl die Umgangssprache deutsch wurde, wurde in der Französischen Friedrichstadt bis 1860 ausschließlich, danach noch gelegentlich französisch gepredigt.

Die starke Bevölkerungsverschiebung in und nach dem Zweiten Weltkrieg verringerte die Gemeinde auf die heutige Zahl von etwa 700 Mitgliedern, die über ganz Berlin und das Umland verstreut sind. Nach der durch die Grenzschließung 1961 bedingten Teilung in Ost und West konnte sich die Gemeinde 1991 wieder vereinigen und ist heute die größte Gemeinde im Reformierten Kirchenkreis Berlin-Brandenburg. 1994 ist ihr durch den Abzug der französischen protestantischen Militärseelsorge ein französischsprachiger Gemeindeteil zugewachsen: die « Communauté protestante francophone de Berlin ».